Unsere Filmübersicht (sotiert nach den Erscheinungsjahren) konzentriert sich aktuell auf Spielfilme, in denen Sozialarbeiter*innen oder sozialpädagogische Fachkräfte als Protagonist*innen wirken.
"FilSoA" versteht sich als stetig weiterentwickelnde Plattform und wir werden zeitnah die Kategorien "Dokumentationen" und "Serien" mit aufnehmen. Wir freuen uns über Anregungen und Hinweise über unser Kontaktformular.
Drehbuch: Nora Fingscheidt (*1983) – Regie: Nora Fingscheidt (*1983)
Die 9-jährige Benni gilt als aggressiv und unberechenbar. Aufgrund traumatischer Erfahrungen in frühester Kindheit darf niemand ihr Gesicht berühren. Von der Förderschule wird sie dauerhaft suspendiert und auch in keiner Pflegefamilie oder Wohngruppe wird sie lange ausgehalten. Als sogenannter „Systemsprenger“ droht sie durch alle Raster der deutschen Kinder- und Jugendhilfe zu fallen. Vom Jugendamt wird ein Anti-Aggressions-Trainer bestellt. Micha, der dem Boxsport zugetan ist und bisher mit straffälligen Jugendlichen zusammengearbeitet hat, wird als Schulbegleiter eingestellt. Er versucht mit unterschiedlichen (erlebnispädagogischen) Ansätzen Zugang zu Benni zu finden.
Drehbuch: Louis-Julien Petit (1983), Marion Doussot (1971) – Regie: Louis-Julien Petit (1983)
In dieser französischen Komödie werden vier Sozialarbeiterinnen gezeigt, die sich in einer Tagesstätte einer nordfranzösischen Stadt engagieren, in der obdachlose Frauen sich duschen und aufhalten können ohne ihre Identität preisgeben zu müssen. Die Einrichtung soll geschlossen werden, da sie von der Stadtverwaltung als nicht „effektiv“ genug eingestuft wird. Dagegen erhebt sich widerstand. Auf komödiantische Art und Weise wird gezeigt, wie komplex es ist, die mentale Gestimmtheit der obdachlosen Frauen mit bürokratisch genormten Hilfsangeboten in Einklang zu bringen. Mit Strategien individueller Problemlösung versuchen die Sozialarbeitenden dem Auftrag gerecht zu werden, öffentliche geforderte „Effektivität“ auf den Einzelfall herunterzubrechen. Idealtypisch wird aufgezeigt, von welchen Spannungen der sozialarbeiterische Berufsalltag geprägt ist.
Drehbuch: Nicole Armbruster (*1975) – Regie: Marc Brummund (*1970)
In „Freistatt“ werden autoritäre Erziehungsmethoden in Heimen in Westdeutschland der späten 1960er/ beginnnenden 1970er Jahre thematisiert. Dabei werden übergriffige und von körperlicher und psychischer Machtausübung geprägte Methoden in einem kirchlichen Erziehungsheim für Jungen fokussiert. An einem persönlichen Beispiel des 14-jährigen Wolfgang wird aufgezeigt, welcher Erziehungsbegriff lange Zeit zum Selbstverständnis in der Heimerziehung (Fürsorgeerziehung) gehörte. Exemplarisch wird das Fehlen einer theoretisch-reflexive Grundlegung der täglichen pädagogischen Arbeit und das Nichtvorhandensein von Wissen über Macht und Ohnmacht der Fachkräfte sichtbar.
Drehbuch: Edward Berger (*1970), Nele Mueller-Stöfen (*1967) – Regie: Edward Berger (*1970)
Der Film erzählt über einen bedeutenden Lebensabschnitt des 14-jährigen Jack, welcher mit seinem Bruder Manuel und seiner Mutter Sanna zusammen lebt. Jack wird häufig die Verantwortung für seinen Bruder übertragen. Nach einem Unfall Manuels mit heißem Wasser, wird Jack durch das Jugendamt fremd untergebracht. In der stationären Wohneinrichtungen wird Jack gemobt. Nach einem Gewaltvorfall ggü. einem anderen Jugendlichen, traut sich Jack nicht zurück in die Einrichtung und macht sich allein auf dem Weg zu seiner Mutter.
Drehbuch: Cooky Ziesche (*1960) und Hans Ulrich Krause (*1954) - Regie: Urs Egger (1953-2020)
Im Zentrum des Films steht die Sozialarbeiterin Katharina Bruckner, die seit vielen Jahren Fälle im Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) eines Berliner Jugendamtes bearbeitet. In ihrem Arbeitsalltag erlebt sie eine hohe emotionale und organisatorische Belastung. Im Laufe des Films wird deutlich, dass auch vermehrt private Herausforderungen ihr Leben bestimmen. Ein Schulpsychologe aus dem selben Jugendamt bittet Frau Bruckner in einem seiner Fälle um Mithilfe: Eine bekannte Architektin ist mit ihrem siebenjährigen Sohn Joe wegen dessen Hyperaktivität in der Schule bei ihm erschienen. Die Sozialarbeiterin übernimmt die Verantwortung in dem Fall. Schnell wird deutlich, wie komplex die sozialarbeiterische Kinderschutzfunktion ist: Konkrete Verdachtsituationen von Kindeswohlgefährdung wechseln sich ab mit Nicht-Wissen über die Gesamtsituation und dem Verlust des Verauens im eigenen Team. Verschärft wird die Situation durch Frau Bruckners Konfrontation mit eigenen biografischen Trauererfahrungen.
Drehbuch und Regie: Destin Daniel Cretton (*1978)
Short Term 12 ist eine familienersetzende Wohneinrichtung für Jugendliche in einer Kleinstadt in den USA. Obwohl die Einrichtung darauf ausgelegt ist, dass die Jugendlichen nach höchstens zwölf Monaten wieder in ihre Familien zurückkehren oder in anderweitige Einrichtungen ziehen können, leben viele länger als ein Jahr dort. Das Team von Sozialarbeiter*innen versucht den jungen Menschen durch klare Regeln untersützende Strukturen zur Lebensbewältigung zu bieten. Als die 15-jährige Jayden neu in die Einrichtung kommt, gelingt es der Sozialarbeiterin Grace, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihr aufzubauen. Doch als Jayden ihr ihre familiären Erfahrungen offenbart, wird die Sozialarbeiterin an eigene Erlebnisse in ihrer Kindheit und Jugend erinnert. Grace verliert die professionelle Distanz und ihr Arbeitsalltag hat massiven Einfluss auf ihr privates Leben.
Drehbuch: Anna Maria Praßler (*1983) - Regie: Lars-Gunnar Lotz (*1982)
Im Mittelpunkt des Films steht Benjamin, ein junger Mensch, der gegenüber seinen Mitmenschen häufig massive körperliche Gewalt ausübt. Schuld an den Gewaltsituationen sind für Ben jedoch immer die Anderen. Nachdem er in die Jugendstrafanstalt und dann in den offenen Vollzug kommt, holt ihr Sozialarbeiter Niklas in das "Waldhaus", eine Wohneinrichtung für Jugendliche, welche straffällig geworden sind. Nach einer Zeit erkennt Ben in der Sozialarbeiterin Eva eine betroffene Person seines jüngsten Raubüberfalls.
Drehbuch: Paul Laverty (*1957) - Regie: Ken Loach (*1936)
Robbie wird wegen eines Gewaltvergehens zu gemeinnütziger Arbeit, anstelle einer Freiheitsstrafe verurteilt. Die Gruppe wird von Sozialarbeiter Harry betreut. Harry organisiert für die Gruppe die Besichtigung einer Whiskey-Destillerie, wobei Robbie und die anderen erfahren, dass bald einer der teuersten Whiskeys der Welt versteigert werden soll. Robbie schmiedet einen Plan, wieder kriminell zu agieren, um all seine Sorgen loszuwerden. Harry selbst ahnt nichts von den Aktivitäten der Gruppe.
Drehbuch: Clemente Fernandez-Gil (*1968) - Regie: Hanno Olderdissen (*1976)
Robin ist 8 Jahre alt, war länger in einer stationären Wohngruppe untergebracht und kehrt nun zu seiner Familie zurück. Die Familie ist dem Jugendamt bekannt und es kommt immer wieder zu Gewaltvorfällen. Nach einer Gewalttat des Lebensgefährten der Mutter gegenüber der Schwester Marlene, verlässt dieser die Wohnung fluchtartig. Die Sozialarbeiterin des Jugendamts, Frau Scholle, versucht die Familie zu kontaktieren sich Zugang zur Wohnung zu verschaffen und Robin versucht unterdes sich und seine Familie vor möglichen Konsequenzen zu schützen.
Drehbuch: Ulrike Meinhof (1934-1976) - Regie: Eberhard Itzenplitz (1926-2012)
Im Film „Bambule“ werden die autoritären Methoden der Heimerziehung (Fürsorgeerziehung) in einem West-Berliner Mädchenheim der 1960er Jahre kritisiert. Gezeigt wird eine Revolte der Heiminsassinnen gegen die unterdrückenden Strukturen, die von den Sozialarbeitenden getragen und repräsentiert werden. Die Handlung des Films kann als symbolischer Vergleich mit den gesellschaftlichen Zuständen der Zeit verstanden werden, „denen eine neue, verschärfte Form des Klassenkampfes entgegengesetzt werden müsse“, so die Drehbuchautorin.
Der Film bietet neben der Reflexion typischer sozialarbeiterischer Themen auch die Chance einer Thematisierung der Drehbuchautorin Ulrike Meinhoff, die sich von einer sozial engagierten Journalistin mit einem Fokus auf gesellschafltiche Ungerechtigkeiten hin zu einer führenden Person der Terrorgruppe RAF entwickelt hat.
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